
Anforderungen an die Berechnung und Konstruktion von Druckbehältern
Die Konstruktion von Druckbehältern für den europäischen Markt unterliegt strengen rechtlichen Vorgaben. Zentrale Grundlage ist die Druckgeräterichtlinie (DGRL 2014/68/EU), die sicherstellen soll, dass Druckgeräte einheitlich und nach anerkannten technischen Regeln entwickelt werden.
Ein Beispiel aus der Praxis verdeutlicht, wie ein Unternehmen beim Entwurf eines unbefeuerten Druckbehälters vorgeht, um die Anforderungen zuverlässig zu erfüllen.
1. Ermittlung der Anforderungen
Zunächst wird das Druckgerät anhand von Betriebsdruck, Volumen und Medium in die passende Kategorie der DGRL eingestuft. Diese Einordnung ist entscheidend, da sie die weiteren Prüfschritte und Dokumentationspflichten bestimmt. Parallel dazu werden die Anforderungen an Werkstoffe und Belastungsgrenzen definiert. Maßgeblich sind hier die Regelwerke AD 2000 und EN 13445, die in Europa als Stand der Technik anerkannt sind.
2. Normgerechte Berechnungen
Die Dimensionierung des Druckbehälters erfolgt auf Grundlage normativer Vorgaben:
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Wanddickenberechnung nach AD 2000-Merkblättern oder EN 13445-3 (Elastizitätstheorie).
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Auslegung von Flanschverbindungen gemäß AD 2000-Merkblatt B 7, EN 13445-3 oder EN 1591-1.
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Festigkeitsnachweise für ebene Böden und Platten nach AD 2000-Merkblatt B 5.
Diese Berechnungen bilden die Basis für die sichere Auslegung des Behälters und stellen sicher, dass die Druckbeanspruchung dauerhaft aufgenommen werden kann.
3. Werkstoffauswahl
Die eingesetzten Materialien müssen die Anforderungen der jeweiligen Normen erfüllen. Häufig kommen geprüfte Werkstoffe nach DIN EN 10204 zum Einsatz. Für die Verifizierung greifen Unternehmen auf Materialdatenbanken zurück, in denen die normgerechten Kennwerte hinterlegt sind – beispielsweise wie sie in MDESIGN Espresso verfügbar sind. So lassen sich geeignete Materialien schnell und nachvollziehbar auswählen.
4. Nachweisführung und Dokumentation

Ein vollständiger Berechnungsbericht fasst die Randbedingungen, Ergebnisse und grafischen Darstellungen zusammen. Diese Dokumentation ist nicht nur für interne Zwecke wichtig, sondern auch für die Einreichung bei benannten Stellen oder Marktaufsichtsbehörden. Dabei ist es von Vorteil, wenn die Unterlagen mehrsprachig erstellt werden können, um eine reibungslose Kommunikation im europäischen Markt zu gewährleisten.
Vorteile der normgerechten Vorgehensweise
Die konsequente Anwendung von AD 2000 und EN 13445 bietet mehrere Vorteile:
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Rechtssicherheit und Haftungsminimierung durch normgerechte Konstruktion.
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Effizienz in der Projektabwicklung durch klare Vorgaben und strukturierte Nachweise.
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Akzeptanz durch Marktaufsichtsbehörden, da die gesetzlichen Anforderungen für den europäischen Markt erfüllt werden.
Fazit
Das Beispiel verdeutlicht, dass die Einhaltung der DGRL 2014/68/EU kein optionaler Zusatzaufwand, sondern ein integraler Bestandteil des Konstruktionsprozesses ist. Durch die Kombination aus normgerechter Berechnung, geprüften Werkstoffen und lückenloser Dokumentation lassen sich sichere, funktionale und marktgerechte Druckbehälter entwickeln.
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